Donnerstag, 9. Februar 2012

Bold 9700 vs. SonyEricsson P1i

Es gab einige Smartphones auf dem Markt der vergangenen Jahre, die sich das B für Business ganz groß auf die Packung geschrieben haben. Von Nokias Communicator bis PocketPC's. Viele bestanden den Praxistest und noch mehr versanken im Nirvana des Elektronikmülls. In diesem Artikel vergleichen wir das  Blackberry Bold 9700 mit dem SonyEricsson P1i. Lohnt ein Umstieg von SonyEricsson auf die Kanadier?

SonyEricsson P1i vs. Bold 9700 - Ein Vergleichstest

Wer auf der Suche nach einem echtem Business-Smartphone ist, kommt an Blackberry nicht vorbei. Auch wenn es hier und dort (und besonders in der App-World) noch gewaltig hakt, stehen die Blackberry-Geräte wie das Bold 9700 noch gut im Kurs. Ganz zuschweigen von ehemaligen Top-Leistungsträgern anderer Marken. Alles begann im Bereich Smartphone mit dem Nokia Communicator und wird heute von den modernen Betriebssystemen Android, iOS und BlackberryOS übernommen. Heute wollen wir das P1i von SonyEricsson mit dem Bold 9700 vergleichen.

Ein wahres Schnäppchen spülte das Vorweihnachtsgeschäft auf unseren Schreibtisch. Für sage und schreibe 18,50 € gab es ein SonyEricsson P1i aus der eBucht zu ersteigern. Guter Gebrauchtzustand mit Zubehör und Originalverpackung. Was eigentlich nur als fast chancenloses Vergleichshandy angeschafft wurde, erwies sich für das Bold als hartnäckiger Gegner im Test.

Gleich der größte Unterschied beider Geräte liegt im Betriebssystem. Während das bereits 2007 erschienene P1i mit Symbian UIQ3 läuft unser Bold geuptatet auf BB-OS 6.0. Ein gewaltiger Unterschied mit doch nicht wenig Gemeinsamkeiten. Beide Betriebssysteme basieren auf verschachtelten Menüs und sind stark gewöhnungsbedürftig. Dabei kommen aber Blackberry-Nutzer mit dem P1i schnell gut klar und umgekehrt ist es ebenso. Wer noch nie eines der beiden Geräte in der Hand hatte, findet höchstwahrscheinlich beide Menüs verwirrend.

Das Display ist gleich groß, doch am Bold mit besserer Auflösung, was letztlich der Menüführung und der Bildbetrachtung zu Gute kommt. (Siehe Vergleichsbild) Zudem kann die Darstellung von Fotos durch Displayschutzfolien noch verfremdet werden. Der Bold kommt hier ohne aus.
Punkten kann das P1i allerdings mit der Kombination aus Tastensteuerung und Touchscreen. Der Bold behält sein Display hübsch sauber und Fingerabdruckfrei.

Beim Leistungscheck und den Netzwerken punktet klar der Bold. Sein Prozessor ist stärker und er verträgt auch die preiswerteren MicroSD-Karten mit bis zu gigantischen 32GB. Das P1i ist mit dem MemoryStick M2 deutlich teurer dabei und macht bei 8GB schon schlapp und liest größere Karten gleich gar nicht mehr. Aber auch 8GB sind für Musik ausreichend, doch wer auch Videos macht, hat auch diese ziemlich schnell voll. Doch dazu später nochmals genauer. Im Punkto Netzwerke kann auch das Bold weiter Punkten. Es kommt mit schnellem HSDPA und hängt das serienmäßige UMTS des P1i locker ab. Ebenfalls mit an Bord beim Bold: Ein aGPS. Eine Funktion, die es ermöglicht, Kartendienste und Bildertagging sowie eigene Bewegungsmuster via GPS zu hinterlassen. Dies ist nur mit externer Bluetooth-GPS-Mouse am P1i möglich und behindert die Nutzung mit einem zweiten Bluetooth-Zubehör-Gerät (Beispielsweise KFZ-Freisprechanlage auf Bluetooth-Basis) erheblich. In Sachen Leistung und Technik ein dicker Punktevorsprung für das Bold.

Schauen wir uns Foto- und Videokünste beider Business-Geräte genauer an. Beide Geräte haben "nur" eine 3Mpix Kamera, die sich allenfalls für Außenaufnahmen eignet. Beiden steht die LED für den Blitz und als Kameralicht gut zu Gesicht, doch ist die Beleuchtung am Bold besser. Ebenfalls etwas besser erstellt das Bold Videos und kann diese auf Grund höherer Prozessorleistung auch besser bearbeiten. Innenaufnahmen gelingen mit beiden Kameras geradeso und das Bildrauschen beider Kameras eignet sich höchstens als Ich-hab-mal-schnell-ein-Bild-gemacht. Keinesfalls haben solche Bilder Erinnerungswert. Trüb und unscharf in allen Kategorien. Auch Makros holen da nicht viel heraus. Das P1i verfügt über eine zusätzliche Frontkamera für Videotelefonie. Nur leider ist das ziemlich sinnlos geworden, da beispielsweise Skype seinen Symbian-Support eingestellt hat, es keine anderen Apps mehr gibt und auch Prepaidkarten Videotelefonie nicht unterstützen. Keine Extra-Punkte für eine Funktion, die kaum genutzt werden kann. Skype für Blackberry gibt es aber leider auch nicht. Dicke Punkte holt der Bold bei den Medienformaten. Selbst AVI-Videos mit größerem Volumen sind kein Problem.

Multimedia & SocialNetwork ist das Hobby und Steckenpferd des Blackberrys. Youtube, Gmail und vieles andere funktioniert und Apps werden ständig aktualisiert. Es gibt in der App-World eine reichliche Auswahl. Bei der Suche nach Programmen und Apps für das P1i muss man schon genauer suchen, wenn man was spezielles möchte. UIQ3 ist schon lange tot und die tauglichen Apps werden kaum noch unterstützt oder irgendwo als Vollversion angeboten. Dafür eignet sich das Handy ideal für Hacks und entsprechende Software. Mit etwas Engagement findet man Seiten mit entsprechenden Verweisen zu Programmen. Navigation ist mit dem P1i ebenfalls kaum möglich. Die Programme, die es noch gibt sind meist kostenpflichtig oder werden nicht mehr supportet. Ebenso sieht es mit SocialNetworking aus. Auch hier sterben die Programme am laufenden Band. Eine ordentliche Funktion für mobiles Office gibt es nicht mehr und auch die Kompatibilität ist arg eingeschränkt. Eine genaue Suche nach entsprechenden Programmen ist hier notwendig. Die Synchronisation mit dem PC ist bei beiden Geräten noch gegeben, solange man nicht Linux benutzt. Ebenso muss man nach der Software für das P1i für Windows7 den Support anschreiben. Offiziell gibt es keinen Support mehr für das Gerät. Das Blackberry kann dagegen noch mit der Desktop-Software 5 und mit der neueren 6 an XP und Windows7 sowie Apple betrieben werden.
Einen wichtigen Punkt gewinnt das P1i aber dann doch. Ein integriertes Radio sorgt für musikalische Abwechslung, wenn man seine Alben auf der Speicherkarte durchgehört hat. Das kann das Blackberry nicht leisten und verliert hier ein wichtiges Kriterium. Schließlich steht nicht jeder auf die aktuellste Chart-Mucke und ein simples Radio ist eigentlich auch nur ein Chip. In der App-World gibt es zwar Radio-Apps, doch setzen diese alle einen Datentarif voraus, da es sich nur um Internetradiostreams handelt. Zudem ist der Bold in einigen Funktionen nur mit Blackberry-Option nutzbar, welche es beispielsweise für Prepaid-Karten nicht gibt.

Bei Tastatur und Handling gibt es zwischen Bold und P1i genauso viele Gemeinsamkeiten wie Unterschiede. Beide verfügen über eine QWERTZ-Tastatur, wobei SonyEricsson mit nur 20 echten und 3 virtuellen und einer Multifunktionstaste auskommt. Es beherrscht Umlaute und liegt hier etwas vorn. Die Tasten sind Kipptasten und bis auf zwei alle 4fach belegt. Ebenso lässt sich eine virtuelle Tastatur einblenden und auch das Display mit Schrifterkennung nutzen. Klare Vorteile gegenüber dem Bold. Ein Novum ist auch das Scrollrad an der Seite des P1i, welches das Blättern in Menüs einfach macht. Es ist sogar druckempfindlich. Auch hier punktet das P1i gegenüber dem Bold, denn dessen optischer Trackball ist für Umsteiger gewöhnungsbedürftig, weil zu schnell. Zu oft landet man an Menüstellen, an die man gar nicht wollte. Die Navigationstaste an der Seite ist beim P1i wahlweise belegbar. Dafür bietet das Bold eine eigene Menütaste und so schnellen Zugriff auf Apps und Dateien. Die Bold-Tastatur liegt enger an, doch die ansteigende Tastenform nach links bzw. rechts macht einen guten Eindruck. Auch ist der Druckpunkt der Tasten besser gefunden. Ein Vorteil für Vielschreiber und ein Nachteil bei dicken Daumen. Hier hat das P1i die Nase deutlich vorne.

Der Zubehör- und Equipmentfreund findet beim SonyEricsson ein wahres Paradies an Gadgets und nützlichen Tools des finnisch-japanischen Herstellers. Es gibt alles - von Multimedia bis Nutzlos-Tools. Blackberry hingegen knausert da herum und bietet fast nichts an. Ein paar Bluetooth-Headsets, ein Presenter und das Playbook. Das war es dann auch schon. Neue Taschen gibt es auch noch, doch der Rest ist bei Blackberry faktisch nicht vorhanden. Wäre hier mehr, wäre auch mehr Blackberry Kundschaft vorhanden. Die User "stehen auf den Scheiss" um es mal salopp auszudrücken und wenn ein Hersteller hier versagt, muss er sich auch nicht über schwindenden Absatz wundern.

Fazit:
Ein Umstieg vom P1i auf das Bold sei, so man denn unbedingt eine Tastatur benötigt, angeraten. Schneller und mit aGPS auch noch besser ausgestattet, sticht das Blackberry Bold das P1i noch aus. Auch wenn das ältere P1i mit Touchscreen punktet und einige nützliche Gadgets bereits serienmäßig mit an Bord hat, ist es trotzdem alt. Vor allem der fehlende Support im Bereich Software lässt es hier enorm uralt aussehen. Der Preis für die Geräte liegt im Schnitt bei knapp 30 Euro. Viel mehr sind sie in unseren Augen auch nicht mehr wert. Die Umstellung gestaltet sich nicht allzu schwierig und es gibt Funktionen, von denen P1i-User seit langem nur noch träumen. Wer nicht zu viele Ambitionen in Foto- und Videoerstellung steckt, kommt mit dem Bold schnell und gut zurecht.
Wer allerdings auch eine bessere Kamera sucht und trotzdem die Funktionalität und Optik des Bold behalten will, wird eher bei Bold 9780 oder Torch fündig. Apps gibt es genug und auch der Support von Blackberry ist gegeben. Der Bold verliert durch die oft vorausgesetzte Blackberry-Option ein paar Punkte, da dadurch einige Funktionen bei der Software nicht lauffähig sind. Pluspunkte holt er sich aber wieder bei Medien und Videoformaten. Der Bold ist für Umsteiger vom P1i eine gute Alternative.

Die richtige Zeit für einen Umstieg, meint

//O.F.

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